„Unzipped“, eine Ausstellung über die Rolling Stones im Groninger Museum, pflegt die Superstars als Ikonen. Der Heiligenschein bleibt leider gewahrt.
Der Rockmythos, er scheint ewig weiterzuleben. Was immer genau es ist, das Versprechen, man könne radikal machen, was man will, die Idee, es gäbe trotz allem, trotz Lohnarbeit und freien Markts, so etwas wie eine umfassende Freiheit im Hier und Jetzt, sie ist unkaputtbar. Nicht einmal die Musealisierung kann da etwas ausrichten, sondern trägt, fast 60 Jahre nach „ Satisfaction“, weiter zum Mythos bei.
60 Jahre Bandgeschichte „Unzipped“ versammelt Objekte aus inzwischen 60 Jahren Bandgeschichte, alle mit spürbarem Hang zum Weihevollen kuratiert. Gitarren hinter Glas natürlich , Bühnenmodelle der megalomanischen Stadionshows, Seiten aus Keith Richards’ Tagebüchern, die vom Autor charmant kommentiert wurden: „Kann ich mich überhaupt nicht dran erinnern. Aber es liegt ja da. Ich sollte es vielleicht mal lesen.
Ansonsten aber ist „Unzipped“ eine einzige ungebrochene Fortschreibung des Bandmythos. Am unmittelbarsten in dem detaillierten Nachbau der, wie man so sagt, legendären Band-WG in Edith Grove, einer Ecke des Londoner Stadtteils Chelsea, in der Mick Jagger, Keith Richards und Brian Jones vom Herbst 1962 bis zum Sommer 1963 lebten, mit ungemachten Betten, hübsch drapierten überquellenden Aschenbechern, Essensresten und anderem Siff.
„Unzipped“ erzählt die Bandgeschichte als eine einzige, steil aufsteigende Linie, mit dem Konzert auf Kuba 2016 als Höhepunkt, das im obersten Stockwerk auf drei großen Leinwänden gezeigt wird, im Triptychonformat. In der Mischung aus Beweihräucherung und Fanservice wirkt „Unzipped“ dann aber auch ziemlich anachronistisch.
Und dieser Narzissmus bedingt die Abwertung von Weiblichkeit, die sich durch das gesamte Werk der Stones zieht und nicht nur in notorischen Songs wie „Under my Thump“ zu finden ist: „Under my thumb / It’s a squirmin’ dog who’s just had her day / Under my thumb / A girl who has just changed her ways“.
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