Tom Kromers Roman „Warten auf nichts“ von 1935 wird alle 30 Jahre wiederentdeckt. Er beschreibt die „Große Depression“ aus Perspektive der Ärmsten.
Familienleben im US-Bundesstaat Alabama in den 1930er Jahren Foto: Walker Evans/Heritage Images/picture aliiance
Tom ist 14, da erheben sich die Arbeiter gegen die Bergwerksgesellschaften – der Aufstand wird blutig niedergeschlagen. Er versucht diesem Milieu durch Bildung zu entkommen, arbeitet nachts in einer Glasfabrik, tagsüber bei einer Zeitung, um sich das College zu finanzieren. Aber den Abschluss schafft er so nicht.
Fünf Jahre lebt er auf der Straße, eine Weile sogar als Stricher und schreibt schließlich alles auf, um ein „Abbild des Elends, der Sinnlosigkeit und des zutiefst zerstörerischen Effekt dieses Lebens“ zu schaffen, wie er es später einmal formuliert. Genau das ist „Warten auf nichts“ geworden. Dass er dann doch darüber schreibt, ist pure Selbstbehauptung – und Abrechnung. Die Gesellschaft soll sehen, was die Straße aus einem Menschen macht, der für einen Teller Suppe seine gesamte Würde zu opfern bereit ist. Beiläufig bestätigt er damit auch die alte Marx’sche Doktrin, wonach mit dem „Lumpenproletariat“ keine Revolution zu machen ist.
Im zwölften und letzten Kapitel liegt er in einer überfüllten Obdachlosenmission. Keiner kann schlafen, weil sie gerade einen der ihren rausgetragen haben. „Ich weiß schon, was die denken. Die denken, dass der Penner auf der Trage gar nicht irgendein Penner ist, sondern sie selbst … So wird es auch mit ihnen zu Ende gehen. Denen ist klar, dass das so kommen wird. Man kann nicht ewig Müll fressen und nachts fast erfrieren.
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