Die Wienerin Evelyn Brezina lebt mit einer Glasknochenkrankheit. Wie Tausende andere ist sie auf eine 24-Stunden-Betreuung angewiesen – ein Pflegebereich ohne Lobby, der auf prekären Arbeitsverhältnissen beruht. Von elcrisan philipdulle
Ortstermin, Wien-Margareten. Evelyn Brezina, 46, aufgeschlossene Augen, sympathisches Lachen, hat in ihre Wohnung geladen, um über ihre 24-Stunden-Betreuung, ihr Leben mit Glasknochenkrankheit, aber vor allem auch über ihre Betreuerinnen zu sprechen. Eine von ihnen heißt Dana Cakurdova. Die 49-jährige weicht vor, während und nach dem Gespräch nicht von ihrer Seite.
Während der Pandemie haben die Betreuerinnen angefangen, sich untereinander zu organisieren. Das ist einzigartig – sie haben nämlich keine eigene Vertretung, wie andere Berufsgruppen. Keine Gewerkschaft, keine Schlichtungsstelle – und keine zuständige Anwaltschaft bei arbeitsrechtlichen Problemen. Unterstützung bekommen sie von der Interessensgemeinschaft der 24-Stunden-Betreuer:innen , auch Flavia Matei berät sie bei Amtswegen. Vernetzt sind sie in Facebook-Gruppen.
Gleichzeitig werden viele Betreuer in den nächsten Jahren in Pension gehen – der Pflegenotstand wird sich zuspitzen. „Wir sind schon in einer Pflegekatastrophe”, sagte Elisabeth Potzmann, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands, kürzlich im profil-Gespräch, „denn wir können die Qualität nicht mehr bieten, die den Menschen zusteht.
Die Interessensgemeinschaft IG-24 spricht jedenfalls von groben Problemen, selbst bei zertifizierten Unternehmen: Verspätete Auszahlung der Honorare bis hin zur Vernachlässigung bürokratischer Aufgaben, wodurch hohe Schulden für die Betroffenen entstehen können. Flavia Matei kritisiert wiederum, dass die die Zertifizierung „kaum die Arbeitsbedingungen der Betreuerinnen” thematisiere.
Das Gesundheitsministerium antwortet auf profil-Anfrage zum Thema Anstellung: „Es bedarf Abstimmungen mit Sozialpartner:innen und Stakeholder:innen, um ein konkretes Modell zu erarbeiten.” Gespräche dazu seien bereits aufgenommen worden. Weiters versichere man, dass „das Thema der Attraktivierung der unselbstständigen Beschäftigung von 24-Stunden-Betreuungspersonen weiterhin im Rahmen der Weiterentwicklung auf der Agenda bleibt.
Das Bild, das viele von der der 24-Stunden-Betreuung haben, ist falsch: Es werden keineswegs nur ältere Menschen betreut, sondern auch viele Kinder und Jugendliche oder Menschen wie Evelyn Brezina. Ohne ihre „zwei Mädels“, wie Brezina die Betreuerinnen, die über die Organisation Malteser Care vermittelt werden, liebevoll nennt, könnte sie nicht in ihrer Wohnung leben.
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