In Brandenburg erinnern sich syrische Oppositionelle an das gemeinsame Musizieren in den 80ern und 90ern in einem Gefängnis. Über die Kraft von Musik.
Damaskus, Syrein in den 80er Jahren. Das Konterfei des Diktators Hafez al-Assad ist allgegenwärtig Foto: Cosmo Campbell/Camera Press/laifHannah El-Hitami Aus reichenow-möglin , 8.8.2023, 14:14 Uhr
Kaum vorstellbar, dass in einer solchen Umgebung Musik gespielt wurde – erst recht nicht, dass es Konzerte, Musikunterricht und Soiréen mit Theater und Tanz gab. Doch tatsächlich baute eine Gruppe politischer Gefangener im Sednaya der 1980er und 90er Jahre eine lebhafte, klandestine Musikszene auf. Zahlreiche Lieder entstanden in der Finsternis ihrer Zellen: Liebeslieder, Protestlieder oder Popsongs des damaligen Mainstream.
Der 37-Jährige hat zur Übersetzung der Sprache der syrischen Revolution promoviert und beschäftigt sich seit drei Jahren mit Gefängnismusik. Er glaubt, dass Gefängniskultur ein Teil des syrischen Kulturerbes ist und erhalten werden muss. „Wenn wir sie nicht dokumentieren, wird sie vergessen, und das ist es, was das Regime will.
Bader Eddin will die Lieder aufnehmen und archivieren, damit sie nicht vergessen werden. Ein Album soll entstehen, ebenso wie Konzerte, um die Lieder mit der Öffentlichkeit zu teilen. „Wenn wir heute über syrische Gefängnisse sprechen, geht es meistens um Foltermethoden und Todeszahlen“, sagt Bader Eddin.
Hassaan Abdelrahman, Haytham Qatrib, Asaad Shlash, Ibrahim Bayraqdar und Kisra Kurdi Foto: Mezar Matar Es heißt, dass der Mensch die Haft nur aushalten kann, wenn er sein bisheriges Leben völlig ausblendet und ein ganz neues im Gefängnis aufbaut. Der syrische Schriftsteller Yassin Haj Saleh hat dafür einen Begriff entwickelt: „Istihbas“, ins Deutsche vielleicht am ehesten als „Haftifizierung“ übersetzbar, bezeichnet den Vorgang der Eingewöhnung eines Gefangenen in seiner neuen Umgebung.
Manche von den Männern haben noch nie zusammen gespielt. Bei anderen ist es mehr als drei Jahrzehnte her, dass sie gemeinsam musiziert haben. Doch nach einer kurzen Eingewöhnungsphase klingen die vier Lauten und sieben Stimmen dennoch harmonisch. Der jugendliche Hassaan Abdelrahman gibt mit der Trommel den Takt an und organisiert die Reihenfolge der Lieder. Sänger Haytham Qatrib übernimmt die Rolle des Vorsängers, die anderen folgen ihm im Chor.
Sednaya war in den 80er Jahren noch nicht das „Schlachthaus für Menschen“, zu dem es heute geworden ist. Damals war das Gefängnis noch neu und wurde als moderne, humanere Alternative zu den unterirdischen Kerkern von Gefängnissen wie Tadmor oder den Haftanstalten der Geheimdienste gesehen. In Sednaya durften die Gefangenen Besuch empfangen und sich außerhalb ihrer Zellen bewegen, es gab gewisse Annehmlichkeiten wie Papier, Stifte und Bücher.
Beim Mittagessen erzählt Badr Zakariya, der Theatermacher, von seiner Festnahme 1987. Es war nicht seine erste, doch es würde die längste werden. Mit eindrücklicher Gestik beschreibt Zakariya, wie die Soldaten sein Haus umstellten und ihn von seiner Wohnung im fünften Stock nach unten auf die Straße zerrten.
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