Im Deutschen finden sich noch immer zahlreiche Begriffe aus dem Jiddischen. Viele sind liebenswert, einige wurden so umgedeutet, dass Verachtung für Juden aus ihnen spricht.
Immer wieder finden besonders prägnante oder charmante Ausdrücke aus anderen Sprachen Eingang in den eigenen Wortschatz. Sprache ist dynamisch, sie zeugt von der Neugier, der Fantasie, der Kreativität derer, die sich ihrer bedienen. Anglizismen sind dafür aktuell ein gutes Beispiel, auch wenn es nach Ansicht nicht weniger Zeitgenossen inzwischen zu viele davon im Deutschen gibt.
Mauscheln zum Beispiel ist im 17. Jahrhundert entstanden. Es leitet sich direkt von Mauschel ab, der jiddischen Form des Vornamens Moses , entwickelte sich aber zum Spottnamen für umherziehende jüdische Händler. Mauscheln bedeutet demnach „reden wie ein Jude“, zunächst im Sinne von undeutlich, schwer verständlich, jiddisch eben.
Wenig schmeichelhaft ist zudem der Ausdruck schachern, was im Hebräischen völlig neutral „Handel treiben“ meint, im Deutschen aber abwertend hartnäckiges, kleinliches Verhandeln um den größtmöglichen Gewinn, kurz Profitgier bezeichnet. „Welches ist das weltliche Bedürfnis des Judentums?“, fragt Karl Marx in seiner Schrift „Zur Judenfrage“ 1844. „Das praktische Bedürfnis, der Eigennutz. Welches ist die weltliche Kultur des Juden? Der Schacher.
Das Wort Mischpoke wurde Anfang des 19. Jahrhunderts entlehnt und geht auf das jiddische Wort „mischpocho“ für Familie, Verwandtschaft zurück, was frei von jeglicher Anrüchigkeit ist. Antisemiten hingegen verwendeten und verwenden es als verächtlichen Ausdruck für „Judensippe“, anderen schwebt dabei eine üble Gesellschaft oder eine Gruppe verschworener unangenehmer Leute vor, die etwas im Schilde führt.
Jiddisch ist aus dem Mittelhochdeutschen hervorgegangen und war Alltagssprache in den jüdischen Stadtvierteln besonders in den „Schtetln“ Osteuropas vom Mittelalter bis zum Zweiten Weltkrieg. Heute sprechen vor allem strenggläubige Juden noch Jiddisch, im Hunderttoreviertel im Westen vonetwa, in London, Antwerpen oder in jüdischen Gemeinden von New York, vor allem im Stadtteil Brooklyn. Es sind vielleicht noch eine Million Menschen, die es pflegen.
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