Die Sanktionen des Westens treffen auch die Milliardäre in Russland. Lehnen diese sich nun gegen ihren Präsidenten Wladimir Putin auf?
Demonstrativer Luxus: Die Yacht „Dilbar“ des Oligarchen Alisher Usmanov Foto: Vyacheslav Prokofyev/Itar-Tass/picture allianceInna Hartwich Aus moskau, 5.3.2022, 17:09 Uhr
Wie eng aber ist diese Verbindung? Wie einflussreich? Lediglich ein positiver Coronatest hätte die Großunternehmer vom Treffen im Kreml ferngehalten. Niemand von ihnen stand auf, niemand von ihnen wagte es, zu widersprechen, als Putin sein Mantra von „Sie hatten uns keine Chance gelassen, anders zu reagieren, andere Maßnahmen waren unmöglich“ auch hier wiederholte. „Sie“, das ist der Westen.
Es sind vorsichtige Worte der Kritik. Sehr vorsichtige. Denn Fridman, Deripaska und die anderen sogenannten Oligarchen sind ein Teil des Putin’schen Herrschaftssystems, das den Kreis der Wirtschaftsmagnaten längst verstaatlicht hat. So ist fraglich, ob die Oligarchen Putin zum Verhängnis werden können – oder ob die Sanktionen deren Symbiose mit dem Kreml sogar noch verstärken.
Also kauften sie – Menschen wie Michail Chodorkowski, wie Boris Beresowski, wie auch Michail Fridman – Produkte bei Staatsbetrieben zu niedrigen Preisen und verkauften sie auf dem immer freier werdenden Markt zu hohen Preisen. Mit Privatisierungsprogrammen Mitte der 1990er Jahre nutzten sie die Intransparenz dieser, kauften Staatsaktiva und machten ein Vermögen damit, vor allem im Rohstoffsektor.
Was Jelzin seine „Familie“ war, sind Putin seine Datschenfreunde von „Osero“ . In der Siedlung unweit von Sankt Petersburg legte der russische Präsident den Grundstein für seine Macht. Alte Weggefährten Putins, Regierungsmitglieder, Staatsangestellte sind mittlerweile die neuen Oligarchen, sie profitieren vom wenigen Wettbewerb innerhalb Russlands. Ihre Namen: Roman Abramowitsch, Juri Kowaltschuk, Boris und Arkadi Rotenberg.
Der promovierte Physiker lernte Wladimir Putin 1990 kennen, als dieser nach seiner Rückkehr aus Dresden Vizebürgermeister von Leningrad wurde, wie Sankt Petersburg damals noch hieß. Kowaltschuks Freunde aus seinem Physik-Institut und Bekannte aus dem KGB hatten Schwierigkeiten mit der Bank Rossija, einem vom Regionalkomitee der Kommunistischen Partei gegründeten Finanzinstitut.
Von der Gummiente zum Ölmogul Roman Abramowitsch half dabei, Wladimir Putin zum Präsidenten zu machen Foto: Vladimir Gerdo/imago Roman Abramowitsch, als Vollwaise bei unterschiedlichen Onkeln im Nordwesten Russlands und in Moskau aufgewachsen, hatte, zusammen mit dem Oligarchen Boris Beresowski, bereits zu Jelzin-Zeiten sein Geld gemacht, vornehmlich mit Ölgeschäften. Im Gegensatz zu Beresowski hatte Abramowitsch jedoch nie mit Putin gebrochen. Vielmehr ließ er sich von ihm vereinnahmen. Und das nicht nur in Tschukotka, wo er auf Drängen Putins finanziell eingreifen sollte.
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