Seit der Gewalt gegen Einsatzkräfte Silvester in Berlin haben Schuldzuweisungen Konjunktur. Aber wie schaut es tatsächlich im Bezirk Neukölln aus?
Nach Silvester-Randale in Berlin:Neuköllner Kids Tevfik Ari ist wütend. Wütend auf die Jugend in Neukölln. Wütend wegen dem, was er an Silvester erlebt hat. Die Scheiben seines Imbisses sind auch zehn Tage später noch zersplittert, Klebeband kittet die Sprünge. Ari, klein, breite Schultern, Bart, fuchtelt mit den Händen beim Reden. „Die Kids hier sind richtig frech“, sagt er. Über diese „Kids“ in Neukölln redet gerade die halbe Republik.
Am Mittwoch dieser Woche veranstaltete Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey einen Gipfel. Sie kündigt eine „konzertierte Aktion“ gegen Jugendgewalt an. Dafür wolle der Berliner Senat weitere Ausgaben für Sozialarbeit in Millionenhöhe ermöglichen. „Wir haben nicht nur Redebedarf, sondern wir haben auch Handlungsbedarf“, sagte Giffey.
Die Gewalttaten sind rückläufig Albrecht Lüter ist schon seit 2015 Leiter der Berliner Arbeitsstelle Jugendgewaltprävention. Er hat in den letzten zehn Jahren einen Rückgang der Jugendgewalt beobachtet. „International, in Deutschland und in Berlin“, sagt Lüter. Gemeinsam mit Kolleg:innen hat er 2021 ein Gewaltmonitoring veröffentlicht, in dem auch ganz gezielt die Berliner Bezirke untersucht wurden.
Großsiedlung Dazu kommt die Gropiusstadt, eine Hochhaussiedlung aus den 1960er und 1970er Jahren. Dort leben allein knapp 38.000 Menschen. Und die Lehrerin berichtet von Eltern, die sich schämen, wenn ihre Kinder „Scheiße bauen“. Sie sagt: „Allen ist klar, dass man Polizisten und Feuerwehrleute nicht angreift.“ Bähre glaubt, dass Gewalt immer einen Grund hat. „Wenn es nicht Langeweile oder pubertierender Leichtsinn ist, ist es Wut, Aggression, Frust.“ Sie wirbt für Verständnis für das, was Kinder und Jugendliche im Kiez erleben.
Es mangele an Personal und Stunden in Schulen wie dem Campus Efeuweg, die Schüler*innen hätten unter Corona gelitten, schulisch und sozial, sagt Bähre. Das alles müssten Lehrer*innen und Sozialarbeiter*innen jetzt auffangen, aufarbeiten, aufholen. Janina Bähre fordert eine bessere Aufstellung der Sibuz.
Auch Amalias Vater wurde schon von einem Polizisten beleidigt: „Verpiss dich in dein Asylantenheim“, hätte der gesagt. Neukölln ist groß, hier leben über 300.000 Menschen. Es gibt Kieze im Bezirk, in denen Jugendgewalt häufiger vorkommt, als in anderen. Gropiusstadt zum Beispiel, der Kiez, indem das Wutzky-Center steht, der Kiez, in dem Jasmin, Tarik und Co. zur Schule gehen.
„Wir sind keine, wie sagt man, Kuschelpädagogen“, sagt Kirstan. „Wir konfrontieren die Jugendlichen mit ihren Straftaten und den Folgen. Und das möglichst schnell.“ Aber sie erklärt auch: „Wir kennen die Täterinnen und Täter von Silvester ja noch gar nicht.“ Und: „Würden wir jetzt alle einsperren, was ist dann gewonnen?“
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