Wie schlecht es um das deutsche Kino steht, zeigt sich auch am Umgang mit den Filmen von Angela Schanelec. Ein preisgekröntes Zauberwerk wie »Music« wird von der Branche nicht gewürdigt. Aus Angst vor dem Experiment?
Welche Regisseurin oder welchen Regisseur würde man an einer einzigen Szene, womöglich sogar an einem einzigen Bild erkennen? International wären das vielleicht Wes Anderson oder Pedro Almodóvar . In Deutschland wäre es Angela Schanelec.
Ihre Bilder sind so ruhig und beharrlich im Aufbau, dass jede Bewegung und jedes Wort in ihnen mit buchstäblich ungeheurer Signifikanz aufgeladen erscheinen. In der Verbindung von Klarheit und Bedeutsamkeit schafft Schanelec so eine Spannung, die im deutschen Kino ihresgleichen sucht: Zwei, vielleicht drei Minuten, und man weiß, dass man in einem Film der Berliner Regisseurin sitzt.
In Schanelecs Version aber folgt auf die Verzweiflung die Vergebung. Was dafür den entscheidenden Impuls gibt, verrät schon der Filmtitel: Musik. Als Jon während der Haft sein Talent fürs Singen entdeckt, fügt sich vor ihm ein Weg in die Zukunft. Und als er später jemanden kennenlernt, mit dem er zusammen Musik machen kann, ist der Weg ab dann ein gemeinsamer. Es ist eben alles unglaublich kompliziert und gleichzeitig ganz einfach bei Schanelec.
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