Bei einer Starkregen-Katastrophe an der Südostküste verloren mehr als 2.000 Menschen im Februar ihr Zuhause. Viele warten bis jetzt auf Entschädigung.
Isabel Knippel Aus são paulo und são sebastião, 1.7.2023, 19:04 Uhr
Nathiele Santos wird, so gut es geht, weiterlernen. Ihr Ziel: ein Jura-Studium in São Paulo, sie wäre die erste der Familie, die studiert. Ihre Mutter arbeitet in den Villen am Strand als Haushälterin. Menschen wie sie erhalten den Tourismus vor Ort. Und es sind vor allem sie, die im Februar viel verloren haben.
Auf Anfrage der taz, inwiefern die Stadt bessere Maßnahmen hätte treffen können, schrieb die Sprecherin des Bürgermeisters: Auf so eine Katastrophe könne man sich nicht vorbereiten.
Wenn der Tourismus in São Sebastião floriert und immer mehr wohlhabende Menschen ihre Häuser in der beliebten Region errichten, wird der Boden gleichzeitig immer teurer. Und es bleibt weniger Platz und Wohnort für Minderheiten. „Leider hat die Politik diese Situation lange ignoriert. Und heute haben wir zehn Millionen Menschen im ganzen Land, die in Risikozonen leben, Tendenz steigend. Es ist eine untragbare Katastrophe“, sagt der Klimaforscher Seluchi.
„In meinem engen Umfeld haben alle geholfen“, erzählt sie. Doch sie kenne auch Leute, die im Angesicht der Katastrophe einen Helikopter mieteten oder mit ihrem eigenen in die Stadt flohen. Sie selbst fuhr fünf Tage nach der Tragödie, als die Straßen wieder mehr oder weniger frei waren, mit ihrer Familie zurück nach São Paulo. Ein paar Wochen später sei sie mal wieder in der Stadt gewesen, am Strand, und habe sich dort mit der Haushälterin unterhalten.
Nathiele Santos Familie hat inzwischen eine neue Unterkunft gefunden. Die Miete können sie sich jedoch kaum leisten: Knapp 300 Euro für wenige Quadratmeter, und das, während ihre Mutter gerade ihre Arbeit verloren hat. Die Stadtverwaltung übernimmt zwar einen Teil der Miete, doch das reicht nicht. Die Schülerin musste selbst arbeiten gehen und fehlte eine Woche in der Schule, um Geld für die Miete zu verdienen.
Und auch hier haben viele das Gefühl: Das Geld wird für die falschen Projekte verwendet. Anstatt deren Wohnungen wiederaufzubauen, mussten einige betroffene Familien umsiedeln. Sie sollen bald nur wenige Meter weiter, in einem der neuen Wohnkomplexe, wohnen. Das Gebiet ist aber noch immer voll von Morast und knöcheltiefem Wasser.
Die Köchin nennt das Umweltrassismus. „Denn die meisten reichen und weißen Leute können genauso wohnen wie vorher.“ Auch die Umweltorganisation Greenpeace nutzt dieses Wort, sie fordert von der brasilianischen Regierung, „mit diesem kolonialistischen Erbe“ zu brechen und die schwarze und indigene Bevölkerung vor Ort an den Plänen zu Risikomanagement und Katastrophenschutz zu beteiligen.
Meteorologe Marcelo Seluchi kann sich Hochhäuser im Risikogebiet São Sebastião ebenfalls nicht vorstellen. „Bei diesen Gebieten handelt es sich um unbefestigte Ebenen, die sich von den Bergen gelöst haben und in tiefer gelegene Gebiete abrutschen. Das muss man sich sehr gut überlegen, ob man dorthinein ein Hochhaus bauen kann.
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