Kitaerzieher:innen sehen sich als Idealist:innen, denen es nur um die Kinder geht. Wie schafft man es, dass sie für eigene Interessen einstehen?
Daniel Schulz 12.3.2023, 13:05 Uhr
„Ruft auf.“ – „Druck erhöhen.“ Diese oft gelesenen Formulierungen machen das Ritualhafte eines Arbeitskampfes deutlich. Wenn über Streiks geschrieben wird, klingt das oft so, als müssten sie in den Gewerkschaftshäusern nur einen Hebel umlegen, eine Maschine anwerfen und schon stellen sich Demonstrant:innen mit bemalten Bettlaken und Fahnen auf die Straße.
Verdi fordert 10,5 Prozent mehr Lohn oder mindestens 500 Euro mehr Gehalt. Es wirkt beinahe so, als wäre Katja Barthold, die Gewerkschaftssekretärin, mit dem falschen Angebot in den Keller gekommen. Die Kindergärtner:innen hier sehen sich als Idealist:innen und wollen auch so gesehen werden. Als Menschen, denen es um Kinder geht und nicht ums Finanzielle. Barthold könnte jetzt unruhig werden. Aber sie hört nur zu.
Angst. Es hat einen Grund, warum B. hier nur mit der Abkürzung ihres Namens auftaucht. Sie ist 52, seit 1990 Mitglied in der Gewerkschaft. Sie hat schon mehr als einen Streik hinter sich. Und wenn sie nicht gerade jemanden als erste ansprechen muss, dann kann ihre Stimme sehr fest sein. Doch B. möchte nicht so leicht im Internet gefunden werden. Damit ist sie hier nicht allein.
Angst davor, die Arbeit zu verlieren, ist das eine. Angst davor, als von der Gewerkschaft gesteuerte Unruhestifterin zu gelten, das andere. Aber die größte Furcht scheinen die Erzieher:innen vor den Eltern zu haben. Die Eltern könnten sie für geldgierig halten, fürchten sie. Die Eltern könnten am 8. März gestresst sein, weil sie ihre Kinder selbst betreuen müssen. Die Eltern könnten sich andere Kindergärten suchen.
Am 23. Februar verhandeln die Vertreter:innen der Gewerkschaft und der Kommunen in Potsdam. Die Arbeitgeber:innen bieten 3 Prozent in diesem Jahr und 2 Prozent im nächsten. Außerdem wollen sie ihren Beschäftigten 2.500 Euro zahlen, um die Inflation auszugleichen, verteilt über zwei Jahre. Verdi droht mit Warnstreiks.
Im ersten Haus fängt eine blonde Frau die drei ab. Nein, sie könnten jetzt nicht nach oben, dann würden sie die Kinder aufwecken. Streikende Erzieherinnen, die nicht nur Stress machen, sondern auch noch Kinder nicht schlafen lassen? Widerstrebend lassen sich Katja Barthold, B. und ihre Fahrerin in ein kleines Zimmer führen. „Ich frag mal oben nach, ob jemand Lust hat, mit Euch zu reden“, sagt die blonde Erzieherin.
Auf dem Weg zurück ist die Stimmung gedrückt. Als die anderen Gruppen zurückkommen, sieht es so aus, als würden am 8. März nur drei Kindergärten schließen. Ob 80 oder sogar 100 Leute streiken, ist ebenfalls unsicher.
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