Ulrich Rasche zwingt „Leonce und Lena“ in eine brutale Tretmühle mühsamen Müßiggangs. Es ist vielleicht die schwärzeste Inszenierung des Jahres.
Vielleicht ist jetzt einfach nicht die richtige Zeit, um Komödien zu spielen. Jedenfalls nicht für Ulrich Rasche, der als Regisseur und Bühnenbildner gerade eine Produktion unter dem Titel „Leonce und Lena“ auf die Bühne des Deutschen Theaters gebracht hat. „Leonce und Lena“ ist die einzige Komödie, die Georg Büchner je geschrieben hat.
Vor ein paar Jahren machte Rasche mit einer ziemlich sensationellen „Woyzeck“-Inszenierung Furore. In „Leonce und Lena“ nimmt er das dort entwickelte Regiekonzept wieder auf. Im nachtschwarzen Raum dreht sich unablässig die Drehbühne und wird ungefähr 170 Minuten lang nicht mehr damit aufhören.
Eine Prozession ist hier jedenfalls im Gange, und das ist wörtlich zu verstehen. Der Terminus „Müßiggang“, ein Zustand, den Prinz Leonce als unerträglich beklagt, wird an diesem Abend in einem anderen als dem herkömmlichen Wortsinne interpretiert. Es wird von allen Mitspielenden unablässig gegangen – doch ihr Gehen ist müßig, also sinnlos, da es nirgendwo hinführen wird.
Akustischer Tsunami durch elektronische Sounds Diese Ensembleszenen, und darin liegt die größte Herausforderung bei der Rezeption dieses Theaterabends, pflegen sich klanglich aufzubauen wie ein akustischer Tsunami. Immer wieder wird es unerträglich laut. Die Inszenierung wird musikalisch live begleitet von vier MusikerInnen, deren elektronische Sounds den Puls des Geschehens bilden.