Mit den jüngsten Ausschreitungen gegen Christen in Pakistan wächst die Sorge vor mehr Gewalt. Erneut sind Islamisten maßgeblich involviert. Kritiker werfen der Regierung vor, zu lange weggeschaut zu haben.
Ausgebrannte Kirchen, Chaos auf den Straßen und verzweifelte Anwohner, die Zeuge schwerer Ausschreitungen wurden: Zwei Tage nach der Gewalt gegen Christen in Pakistan herrscht immer noch Fassungslosigkeit in den Gemeinden. «Blitzschnell wurden ein Dutzend Kirchen und rund 50 Häuser in Schutt und Asche gelegt», erinnert sich der Pastor Arshad Nizam aus Jaranwala nahe der Millionenstadt Faisalabad an den Moment, als ein wütender Mob durch das Christenviertel zog.
Radikale Prediger hatten am Mittwoch Tausende Anhänger aufgestachelt, nachdem zwei junge Christen ins Fadenkreuz der Islamisten geraten waren. Der Vorwurf: Sie sollen den Koran, die heilige Schrift des Islams, entwürdigt haben. Es war nicht das erste Mal, dass Extremisten in dem südasiatischen Land Vorwürfe der Gotteslästerung zum Anlass nahmen, die Wut einer Menschenmenge zu entfachen. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt.
In dem südasiatischen Land, in dem über 96 Prozent der mehr als 240 Millionen Einwohner dem Islam folgen, sind Christen eine Minderheit. Immer wieder hat die Regierung betont, für sie einstehen zu wollen. Spitzenpolitiker in der mehrheitlich muslimischen Atommacht verurteilten die Ausschreitungen scharf.
Die Versprechen der Politik seien bloß ein Lippenbekenntnis, kritisierte der Pastor Nizam. «Wir können nicht beruhigt sein, wenn den Worten keine Taten folgen», sagte Nizam am Freitag am Telefon, nachdem er im Viertel den Familien tröstend zur Seite stand. «Die Menschen sind traumatisiert, sie haben Angst und fühlen sich bedroht. Worte werden sie nicht heilen. Taten werden es. Wir haben in der Vergangenheit keine greifbaren Taten gesehen», so der Pastor.
Die pakistanische Zeitung «Dawn» beklagte in einem Meinungsartikel die Selbstjustiz im Lichte von Vorwürfen der Gotteslästerung. «Offensichtlich sind in Pakistan keine Beweise erforderlich, wenn es um Blasphemie geht», hieß es in dem Artikel. Trotz der breiten Anteilnahme gab die Zeitung auch den Regierungen eine Mitschuld, die seit Jahren auch aus Angst vor dem Zorn und der Macht der Islamisten an den strengen Blasphemiegesetzen festhalten.
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